Der Tod hat zugeschlagen
Meine Mutter ist tot. Man glaubt es kaum. Vor Kurzem noch voll fit, hat es keine 24 Stunden gedauert. Im Grunde ein schöner Tod, für sie, auch für uns – kein monate- oder jahrelanges qualvolles Dahinsiechen.
>Meine Eltern, hier anläßlich des 75. Geburtstages meiner Mutter - Archivbild, 28.01.2006<
Die Ärzte sagten, es war weder ein Herzinfarkt noch ein Schlaganfall. Es soll eine marode große Ader im Herzen geplatzt sein.
Ich habe es immer für wahrscheinlicher gehalten, dass es meinen Vater zuerst treffen wird. Das sagt nicht nur die Statistik. Er ist zwei Jahre älter und erscheint auch „gebrechlicher“ als meine Mutter je gewesen ist - wenn er auch noch gut in Form ist.
Im Moment gibt es für mich nichts zu tun. Mein Bruder weilt in Lübeck und wird morgen mit meinem Vater nach Köln zurückkehren. Mein Vater hat in Lübeck wohl nach Beratschlagung mit Verwandten und Bekannten ein Kölner Bestattungsunternehmen mit den Beerdigungsformalitäten beauftragt (warum weiß ich nicht).
Meine Mutter wollte immer verbrannt werden – das wird anscheinend in Lübeck geschehen, aber die Urne soll dann nach Köln überführt werden. Weiteres ist noch unklar. Bevor die Verbrennung stattfinden kann, muss jedenfalls (mindestens) eine (beglaubigte) Heiratsurkunde vorgelegt werden.
Ich brauche Ablenkung. MIt einem Freund, HRS, war ich zum Kaffeetrinken im Ecco verabredet. Das hatten wir schon letzte Woche verabredet. Ich habe nichts vom Tode meiner Mutter erzählt - das war auch nicht Zweck der Übung. Stattdessen haben wir uns vornehmlich über Urlaub unterhalten. Er war beruflich zweieinhalb Wochen in Äthiopien und gab dort ein Seminar über Strategien zur Konfliktminimierung. Als Ablenkung war das ganz gut für mich.
Wieder zu Hause habe ich noch eine Pflanze umgetopft - das war zwar irgendwann nötig, aber es gerade jetzt zu tun, war eine reine Verdrängungsaktion.
Die Zukunft wird schwieriger – das ist sicher.
Liebes Treibgut,
Keine Ahnung
Im Augenblick
Ich glaube, dass jeder, der einen nahen Menschen verloren hat, erst einmal in einer Art Schockzustand gerät. Noch versteht man nicht, was genau passiert ist, versucht, sich abzulenken. Erst langsam, Wochen, eigentlich Monate hinterher, löst sich diese Starre. Und dann wird es auch wieder ein bisschen leichter.
Ich drück dich und denk an dich.
Keine Sprüche
Liebe Grüße nach Köln von der Windriderin
Trackback URL:
https://treibgut.twoday-test.net/stories/1901535/modTrackback